拍品專文
'Wie schön die Wiesen sind und die Bäume phantastische Formen. Farbe hellblau, violett-blau, rosa, (...) und kräftiges Blau.'
Zitat, Tagebuch, 22. Juli 1918
So beschreibt Ernst Ludwig Kirchner die Davoser Berglandschaft nach einem Alpspaziergang im Juli 1918 in seinem Tagebuch. Kirchner war anfangs Sommer 1918 wieder nach Davos zurückgekehrt, nachdem er im Januar 1917 das erste Mal nur für sehr kurze Zeit in Davos weilte. Auf Vermittlung von Eberhard Grisebach, Leiter des Jeaner Kunstvereins, kam er aus gesundheitlichen Gründen in die Obhut von Helene und Dr. Lucius Spengler, den Schwiegereltern Grisebachs.
Im Sommer 1918 von Berlin nach Davos zurückgekehrt, mietete Kirchner sich eine kleine Alphütte auf der Stafelalp, oberhalb Davos Frauenkirch gelegen. Er war fasziniert von den Farben seiner Umgebung und notierte weiter in seinem Tagebuch:
'Zeichnungen und Zeichnungen von herrlichen Landschaften, (...) Landschaft, der feine Fall der gewölbten Hügel, stark und doch nicht brutal, (...) sonst nur Farben in Grün und die blauen Berge.'
Das Gemälde Stafelalp mit Amselfluh ist im Sommer 1918 entstanden. Es zeigt einen Mann und eine Frau runter gehend auf dem Weg von zwei, nur zum Teil ersichtlichen, in Blau gemalten Alphütten, und einer dritten Figur mit einem Kind auf dem Rücken auf einem anderem, aufsteigenden Weg zu einer weiteren Hütte mit Schornstein. Zwischen den Figuren erkennt man die steil, terrassierte Alpenwiese, im Hintergrund ist die, vor in Rosa sich auftürmenden Wolken, in Blau gemalte Amselfluh zu sehen. Links seitlich im Vordergrund steht eine typische Wettertanne in kräftigem Blau_Grün.
Die Bildsprache des Gemäldes lässt sich mit dem äusserst wichtigem Alptriptychon vergleichen, welches im selben Sommer von 1918 entstanden ist und sich heute im Kirchner Museum Davos befindet. Die Motive des Alplebens waren für Kirchner ganz neu, er übersiedelte erst gerade vor ein paar Wochen von der Grossstadt Berlin nach Davos Frauenkirch. Diese neuen Sujets waren ab 1918 für seine Werke motivbestimmend: Anstelle der Grossstadt mit den breiten Boulevards gesäumt von Kokotten, findet man nun die Welt der Berge mit den Bauern und ihren Kühen. Stilistisch änderte Kirchner sich in dieser kurzen Zeit noch nicht, es ist immer noch der hektische Malstil seiner Berliner Zeit mit starken Farbkontrasten zu spüren. Die fächerartige Darstellung der Wolken erinnern auch stark an Gemälde von Fehmarn von 1913/14.
Das Gemälde Stafelalp mit Amselfluh hat auch eine äusserst interessante Provenienz. Nach seiner Vollendung im Sommer 1918 schenkte es Ernst Ludwig Kirchner Lissy Spengler und Karl Luckhardt zu ihrer Hochzeit im Oktober 1918. Lissy war die Tochter von Helene und Dr. Lucius Spengler, dem Arzt von Kirchner.
Das Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv Wichtrach/Bern dokumentiert.
"How lovely are the meadows, and what fantastic forms the trees have Colours light blue, violet blue, pink, (...) and vibrant blue." Quotation, Diary 22nd July 1918.
This is how Ernst Ludwig Kirchner describes the mountain landscape of Davos in his diary after returning from a walk in the Alps in July 1918. Kirchner had returned to Davos at the advent of summer in 1918, after having spent a short time there in January 1917. With the help of Eberhard Grisebach, Head of the Jenaer Kunstvereins, he came to Davos for health reasons, under the care of Helene and Dr. Lucius Spengler, Grisebach's parents-in-law. Coming from Berlin to Davos in the summer of 1918, Kirchner rented a small alpine hut on the Stafelalp, above Davos Frauenkirch. Fascinated by the colours that surrounded him, he wrote the following entry into his diary,
"Am doing drawing after drawing of splendid landscapes, (...) landscape, the well-defined fall of the curved hillsides, strong, but not brutal, (...) otherwise, only shades of green and the blue mountains.
This painting Stafelalp mit Amselfluh/Stafelalp with Amselflue was made in the summer of 1918. It shows a man and a woman walking down a path, leading away from two only partially visible alpine huts painted in blue, and a third person with a child walking up a path leading towards another hut that has a chimney. Between these figures one sees a steep and terraced alpine meadow, and in the background, set against piled up pink clouds, is the Amselflue mountain, painted in blue. In the foreground on the left is a typical alpine fir tree painted in strong blue-green tones.
The pictorial language of the painting can be compared to the eminently important alpine triptych that was created in the same summer of 1918 and is to be found in the Kirchner Museum in Davos today. These motifs of life in the Alps were new to Kirchner. He had moved from the metropolis of Berlin to Davos Frauenkirch only a few weeks earlier. These new subjects determined his choice of motifs for his work from 1918 onwards: instead of a city with its large boulevards and coquettish women, he was now in an alpine world of farmers and their cows. Kirchner's style did not change so quickly: his hectic style of painting with strong colour contrasts, typical of his time in Berlin, is still evident. His fan-like depiction of the cloud formations is strongly reminiscent of the paintings of his Fehmarn time.
The painting Stafelalp mit Amselfluh/Stafelalp with Amselflue has an extremely interesting provenance. After it was completed in the summer of 1918, Ernst Ludwig Kirchner gave it to Lissy Spengler and Karl Luckhardt as a wedding present. Lissy was the daughter of Helene and Dr. Lucius Spengler, Kirchner's own doctor.
The work is documented in the Ernst Ludwig Kirchner Archive Wichtrach/Berne.
Zitat, Tagebuch, 22. Juli 1918
So beschreibt Ernst Ludwig Kirchner die Davoser Berglandschaft nach einem Alpspaziergang im Juli 1918 in seinem Tagebuch. Kirchner war anfangs Sommer 1918 wieder nach Davos zurückgekehrt, nachdem er im Januar 1917 das erste Mal nur für sehr kurze Zeit in Davos weilte. Auf Vermittlung von Eberhard Grisebach, Leiter des Jeaner Kunstvereins, kam er aus gesundheitlichen Gründen in die Obhut von Helene und Dr. Lucius Spengler, den Schwiegereltern Grisebachs.
Im Sommer 1918 von Berlin nach Davos zurückgekehrt, mietete Kirchner sich eine kleine Alphütte auf der Stafelalp, oberhalb Davos Frauenkirch gelegen. Er war fasziniert von den Farben seiner Umgebung und notierte weiter in seinem Tagebuch:
'Zeichnungen und Zeichnungen von herrlichen Landschaften, (...) Landschaft, der feine Fall der gewölbten Hügel, stark und doch nicht brutal, (...) sonst nur Farben in Grün und die blauen Berge.'
Das Gemälde Stafelalp mit Amselfluh ist im Sommer 1918 entstanden. Es zeigt einen Mann und eine Frau runter gehend auf dem Weg von zwei, nur zum Teil ersichtlichen, in Blau gemalten Alphütten, und einer dritten Figur mit einem Kind auf dem Rücken auf einem anderem, aufsteigenden Weg zu einer weiteren Hütte mit Schornstein. Zwischen den Figuren erkennt man die steil, terrassierte Alpenwiese, im Hintergrund ist die, vor in Rosa sich auftürmenden Wolken, in Blau gemalte Amselfluh zu sehen. Links seitlich im Vordergrund steht eine typische Wettertanne in kräftigem Blau_Grün.
Die Bildsprache des Gemäldes lässt sich mit dem äusserst wichtigem Alptriptychon vergleichen, welches im selben Sommer von 1918 entstanden ist und sich heute im Kirchner Museum Davos befindet. Die Motive des Alplebens waren für Kirchner ganz neu, er übersiedelte erst gerade vor ein paar Wochen von der Grossstadt Berlin nach Davos Frauenkirch. Diese neuen Sujets waren ab 1918 für seine Werke motivbestimmend: Anstelle der Grossstadt mit den breiten Boulevards gesäumt von Kokotten, findet man nun die Welt der Berge mit den Bauern und ihren Kühen. Stilistisch änderte Kirchner sich in dieser kurzen Zeit noch nicht, es ist immer noch der hektische Malstil seiner Berliner Zeit mit starken Farbkontrasten zu spüren. Die fächerartige Darstellung der Wolken erinnern auch stark an Gemälde von Fehmarn von 1913/14.
Das Gemälde Stafelalp mit Amselfluh hat auch eine äusserst interessante Provenienz. Nach seiner Vollendung im Sommer 1918 schenkte es Ernst Ludwig Kirchner Lissy Spengler und Karl Luckhardt zu ihrer Hochzeit im Oktober 1918. Lissy war die Tochter von Helene und Dr. Lucius Spengler, dem Arzt von Kirchner.
Das Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv Wichtrach/Bern dokumentiert.
"How lovely are the meadows, and what fantastic forms the trees have Colours light blue, violet blue, pink, (...) and vibrant blue." Quotation, Diary 22nd July 1918.
This is how Ernst Ludwig Kirchner describes the mountain landscape of Davos in his diary after returning from a walk in the Alps in July 1918. Kirchner had returned to Davos at the advent of summer in 1918, after having spent a short time there in January 1917. With the help of Eberhard Grisebach, Head of the Jenaer Kunstvereins, he came to Davos for health reasons, under the care of Helene and Dr. Lucius Spengler, Grisebach's parents-in-law. Coming from Berlin to Davos in the summer of 1918, Kirchner rented a small alpine hut on the Stafelalp, above Davos Frauenkirch. Fascinated by the colours that surrounded him, he wrote the following entry into his diary,
"Am doing drawing after drawing of splendid landscapes, (...) landscape, the well-defined fall of the curved hillsides, strong, but not brutal, (...) otherwise, only shades of green and the blue mountains.
This painting Stafelalp mit Amselfluh/Stafelalp with Amselflue was made in the summer of 1918. It shows a man and a woman walking down a path, leading away from two only partially visible alpine huts painted in blue, and a third person with a child walking up a path leading towards another hut that has a chimney. Between these figures one sees a steep and terraced alpine meadow, and in the background, set against piled up pink clouds, is the Amselflue mountain, painted in blue. In the foreground on the left is a typical alpine fir tree painted in strong blue-green tones.
The pictorial language of the painting can be compared to the eminently important alpine triptych that was created in the same summer of 1918 and is to be found in the Kirchner Museum in Davos today. These motifs of life in the Alps were new to Kirchner. He had moved from the metropolis of Berlin to Davos Frauenkirch only a few weeks earlier. These new subjects determined his choice of motifs for his work from 1918 onwards: instead of a city with its large boulevards and coquettish women, he was now in an alpine world of farmers and their cows. Kirchner's style did not change so quickly: his hectic style of painting with strong colour contrasts, typical of his time in Berlin, is still evident. His fan-like depiction of the cloud formations is strongly reminiscent of the paintings of his Fehmarn time.
The painting Stafelalp mit Amselfluh/Stafelalp with Amselflue has an extremely interesting provenance. After it was completed in the summer of 1918, Ernst Ludwig Kirchner gave it to Lissy Spengler and Karl Luckhardt as a wedding present. Lissy was the daughter of Helene and Dr. Lucius Spengler, Kirchner's own doctor.
The work is documented in the Ernst Ludwig Kirchner Archive Wichtrach/Berne.